Ganzheitlich - was bedeutet das überhaupt?


Das Studium der Physiotherapie stellt die Basis meiner therapeutischen Ausbildung dar. Doch mit meinem Hang zu alternativen Therapiemethoden, blieben einige Fragen während des Studiums offen – diesen ging und gehe ich nach und nach auf die Spur. 

Was ist "Ganzheitlich"?
Ganzheitlich bedeutet im gesundheitlichen Aspekt so viel wie: den Menschen als Ganzes zu sehen. Zum Beispiel wird bei einem Problem am Knie das gesamte Bein - die gesamte Haltung des Menschen untersucht und wenn nötig verändert. Ganzheitlich bedeutet auch, Körper, Geist und Seele als verbundene Ebenen zu  betrachten, die in ständiger Wechselwirkung zueinander stehen. Ganzheitlich bedeutet, den Menschen wieder ins Zentrum seines Erlebens zu stellen und die Ebenen des Körpers, des Geistes und der Seele im Hinterkopf der Therapie zu haben.

Das Studium der Physiotherapie stellt die Basis meiner therapeutischen Ausbildung dar, doch gab es Fragen/Themen die auch während des Studiums unbeantwortet blieben. Mein Hang zu alternativen Therapiemethoden, den ich vermutlich positiven Erfahrungen im Kindesalter verdanken darf, gab mir hier schon viele Antworten und führte mich auf den Weg zu ganzheitlichen Therapiemethoden.

Persönliche Erfahrung
Schon in meiner Kindheit hatte ich Kontakt mit alternativen Methoden, wie der Kinesiologie.  Ich hatte damals keine Ahnung was meine Kinesiologin da machte, doch es half mir jedes Mal, wenn sie Punkte drückte, Körperregionen aktivierte oder mir färbige Brillen aufsetzte. Ich stellte es nicht in Frage, denn ich spürte, wie durch ihr Tun, Spannung aus meinem Körper wich, sich in mir eine friedliche Stimmung breit machte, manchmal die ein oder andere Träne floss und meine Schmerzen und Beschwerden sich lösten - eine Faszination war entfacht.

Da in mir ein Forscherherz schlägt, wollte ich natürlich früher oder später wissen, was hinter diesen Methoden und Techniken steckt, die sie da anwandte.  Das Physio Studium half mir dabei, Anatomie und physiologische Prozesse zu verstehen - alternative Therapiemöglichkeiten hatten jedoch keinen Platz. Deswegen habe ich mich während des  Studiums selbst immer wieder in verschiedene Themen (Körpersprache, Organsprache, Energiearbeit, Chakren Lehre, TCM, NLP, Somatik, Psychologie...) eingelesen - habe Techniken an mir ausprobiert und beobachtet, was sich verändert.
In den Praktika habe ich die PatientInnen beobachtet und versucht einen Blick hinter ihre Beschwerden - hinter ihre Diagnosen zu bekommen - gab es da nicht mehr als eine körperliche Symptomatik? Was bewegte die Menschen emotional/persönlich?

Natürlich hatte ich auf Grund von Verletzungen selbst auch immer wieder körperliche Beschwerden, die ich mittels ganzheitlichen Techniken unterstützen konnte.
Wie konnte ich mein Problem am Sprunggelenk durch Übungen an meiner Hüfte verbessern? Wie lösten verschiedene Atemtechniken meine Spannungen im Nacken? Die anatomischen Zusammenhänge kannte ich bereits und doch war ich erstaunt über diese großartigen Ergebnisse.
Ich wollte die muskulären Zusammenhänge noch besser begreifen und fand mit dem Konzept der Spiraldynamik eine Möglichkeit, einen ganzheitlichen Blick auf Haltung und Bewegung zu bekommen und Bewegungsabläufe dadurch qualitativ stark zu verbessern.

Kinesiologie - Neues, Bekanntes, Verbindendes
Die Ausbildung zur Kinesiologin eröffnete mir dann endlich noch weitere Türen, an denen ich schon lange geklopft hatte. Kinesiologie bedeutet: "Die Lehre der Bewegung" und meint dabei nicht nur die Bewegung im Außen, sondern vor allem - was sich in unserem Inneren bewegt wenn wir Etwas erleben. Sie beschäftigt sich mit mentalen genauso wie mit emotionalen, energetischen oder körperlichen "Blockaden".  Sie lässt dich ins Fühlen kommen - Sie lässt dich bei dir selbst ankommen.

Die Kinesiologie betrachtet Körper, Geist und Seele als eine Verbindung und erkennt, das rein körperliche Themen, meist einen seelischen Urgrund haben und Krankheiten oder Verletzungen eine Chance darstellen, sich weiterzuentwickeln.
Durch die Verbindung von östlichen Lehren (TCM, indische Philosophie,...) und westlicher Schulmedizin (Anatomie, Neurobiologie, Pathologie,...), ermöglicht sie ein breites Spektrum an Techniken und Methoden - die vielleicht oft ungewöhnlich erscheinen.

Und plötzlich ist alles klar
Die Kinesiologie hat die besondere Fähigkeit mich mir selbst immer wieder näher zu bringen. Dabei kann sie lustig und bunt sein - meist ist sie aber am lautesten, wenn man selbst ganz leise wird.
Was ich damit meine ist: Es werden nicht nur "Blockaden" gelöst - es öffnen  sich einem auch Wege zu Erkenntnissen, die man im Inneren trägt - "und plötzlich ist alles klar". Die Rückverbindung zu  sich selbst wird aktiviert, die innere Stimme wird ganz laut und Probleme oder Beschwerden werden dabei immer kleiner. Man steht in seiner Kraft und schöpft sein Potenzial aus - es ist wunderschön dies zu fühlen und zu begleiten.

Die Reise geht weiter
Damit dachte ich nun all meine Fragen beantworten zu können...doch dem war nicht so. Je tiefer du in eine Sache einsteigst, desto breiter wird ihr Feld. Du lernst neue Menschen in Kursen kennen, die dich wieder mit neuen Therapiemethoden in Kontakt bringen. Da gibt es ja noch so Vieles auszuprobieren und zu lernen.
Außerdem machte ich die Erfahrung, dass nicht alle Menschen etwas mit der Welt der Kinesiologie oder Energetik anfangen konnten. Sie brauchten etwas Greifbares - etwas Solides. Da war die Physiotherapie wieder perfekt - doch diese Welten mussten sich doch noch besser verbinden lassen.

Die Sprache unseres Körpers
Wir drücken uns durch unseren Körper aus - unser Körper drückt sich durch uns aus - wir drücken uns durch Bewegung aus. Die Sprache unseres Körpers ist für mich diese Verbindung.
Das liegt vermutlich auch daran, dass egal was ich erlebe, mein Körper ein direkter Spiegel meines Erlebens ist und auch egal welche energetische oder  alternative Therapieform ich ausprobiere - mein Körper kommt mit ganz klaren Botschaften angetanzt.

Mein Bestreben lag nun darin, das kinesiologische Wissen mit physiotherapeutischen bzw. körperlichen Methoden noch besser umzusetzen. Cranio Sacrale Therapie, viszerale Therapie und die FOI (funktionelle Orthonomie und Integration) sind solche ganzheitlichen, physiotherapeutischen (holistischen) Konzepte, welche auf der körperlichen Ebene arbeiten, und den verbindenden Aspekt von Körper, Geist und Seele stark mit integrieren. Alle drei dieser Konzepte wurden aus der Osteopathie heraus entwickelt und unterstützen genau das, was ich gesucht hatte:

Den Kern der Sache 
Sie gehen mit Herz und Sanftheit heran. Sie lösen Widerstände durch behütetes Vorgehen und Einfühlsamkeit. Sie "geben Raum", damit sich Dinge einfach lösen. Und doch stehen dahinter anatomische und physiologische Prozesse die erklärt werden können. Und vor allem betrachten sie den Körper als Gesamtheit - ganzheitlich.
 
Physiotherapie bedeutet für mich Bewegung mit Herz und Hirn und als Therapeutin heißt das: Die Herzlichkeit in der Begegnung und der Berührung zu wahren und das Wissen um den menschlichen Körper und Behandlungstechniken mit Präzision und Fingerspitzengefühl anzuwenden. 

Warum Ganzheitlich? Weil es für mich wichtig ist, den Menschen als Gesamtheit zu betrachten und weil ich diesem Zusammenspiel aus Köper, Geist und Seele mit großer Demut gegenüberstehe. 
 
Ich bin gewiss noch nicht am Ende meiner "Forschungsreise" - doch spreche ich aus großer Dankbarkeit heraus, auf diesem Weg gehen zu dürfen und diesen Beruf ausleben zu können.
 
Herzlichst,
eure Edith